dreimaldrei 2024

❦ Auf ein Neues! Marianne Jungmaier und Karin Peschka laden heuer bereits zum vierten Mal zu ihrer Lesereihe dreimaldrei ins Eferdinger Gastzimmer. Wie im Gründungsjahr 2021 und den Folgejahren 2022 und 2023 wird eine bewährte Mischung spannender literarischer Talente präsentiert, darunter etablierte Namen und solche, auf deren Werk die beiden Veranstalterinnen aufmerksam machen möchten. Nicht ohne Grund, denn die Welt braucht Literatur, und Literatur braucht Publikum – und das war vom ersten dreimaldrei-Abend an ebenso zahlreich wie offen und interessiert dabei.

Dass diese Zusammenführung von Lesenden und Lauschenden wieder gelingen wird, ist der Unterstützung der Fördergeberinnen von Jungmaier und Peschka zu verdanken, die heuer mit diesem Programm aufwarten: 5. SeptemberKaska Bryla, Laura FreudenthalerBirgit Müller Wieland | 17. OktoberRichard Wall, Stephan Roiss, Ferdinand Schmatz | 13. DezemberLjuba Arnautović, Ana Marwan, Daniela Kocmut

Beim ersten und beim letzten Termin begrüßt Karin Peschka wie gewohnt Gäste und Publikum, während Marianne Jungmaier Lesungen und Gespräche moderiert. Beim zweiten Abend werden die beiden die Rollen tauschen, damit sich Karin Peschka erstmals als Moderatorin versuchen kann. Eine Überraschung ist die Buchhandlung, die 2024 für den Büchertisch sorgt: Buch-Schachinger. Das Eferdinger Elektrofachgeschäft Expert-Schachinger hat nach dem Wegfall der einzigen Buchhandlung unserer Stadt das Sortiment kurzerhand erweitert.

Im Anschluss wird zu Wein und Grissini geladen und gemeinsam gefeiert.

Sichern Sie sich einen Platz – Anmeldung unter kontakt@gastzimmer.at. Beginn jeweils 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

5. September: Bryla, Freudenthaler, Müller-Wieland

 

„Dieser Roman ist nichts für schwache Nerven und alles für brennende Herzen!“ So fasst der Residenz-Verlag Kaska Brylas 2022 erschienenes Buch „Die Eistaucher“ zusammen: eine hochaktuelle, intensive Geschichte, in welcher Radikalisierung, Solidarität und Liebe einander nicht ausschließen. Katja Gasser (ORF) über „Die Eistaucher“: Was für ein kühner Wurf: eine Kälte darin und eine Hitze, dass es einen heftig umrührt im Innersten.“ Lässt sich kontrollieren, was längst außer Kontrolle geraten ist? Dieser Frage widmete Laura Freudenthaler ihren vielbesprochenen Roman „Arson“ (Jung und Jung, 2023). Die globale Katastrophe kündigt sich mit Feuer, Hitze und Dürre an, Freudenthalers Protaginistin muss „zu überleben beginnen“. Klaus Kastberger bezeichnet „Arson“ in einer Rezension als „…glänzende Diagnose gegenwärtiger Befindlichkeiten. Es ist ein Buch auf der Höhe der Zeit.“ Birgit Müller-Wieland rückt in ihrem Gedichtband „Im Blick der beschämten Bäume“ (Otto Müller Verlag, 2023) die Menschen und deren Erfahrungen in den Fokus. Ihre Gedichte drehen sich um Grenzerfahrungen, um das Ausloten von Neuem und um die Sehnsucht nach Schönheit auch in Zeiten existentieller Krisen: „Sag, wo geht die Angst hin / in diesem Monat ohne Ende, der Explosion von Schneeglöckchen / und Schützengräben.“

17. Oktober: Wall, Roiss, Schmatz

 

Richard Wall lässt sich „mit größter Intensität (…) auf seine jeweilige Umgebung ein, die er entweder als Raum der Naturgewalt, der Begegnung oder der Erinnerung begreift.“ So schreibt Alexandra Millner in ihrer Hommage (Standard, 5.12.2023) anlässlich Walls 70. Geburtstags über dessen Buch „In Bewegung“ (Löcker Verlag, 2023), eine Sammlung essayistischer Porträts von Künstlern und Außenseitern wie Herbert Achternbusch, Bohumil Hrabal, Alois Reiter und Jesse Thor.  Stephan Roiss vermittle mit „Lauter“ ein „außergewöhnliches Lebensgefühl, das sich klarer Kategorisierung entzieht. Der Roman gibt Antworten auf die vielschichtigen Fragen des Lebens, ohne sich ins Triviale zu verlieren“, schreibt Rosalyn Kleutgens (FAZ) über Roiss‘ 2024 bei Jung und Jung erschienen zweiten Roman. Die Geschichte der Reise eines jungen Mannes in eine Welt „in der die Liebe schamlos ist, die Gitarren wieder fiepen und dröhnen und eine Versöhnung mit dem Leben möglich scheint.“ In einem Boot aus Worten die Donau von den Quellen bis zur Mündung hinabgleiten, „den Blick gerichtet auf die Ufer, an denen sich Natur und Zivilisation, Garten und Stadt gegenüberstehen“: Mit diesen Worten lädt der Haymon Verlag ein, in Ferdinand Schmatz‘ Gedichtsammlung „Quellen“ zu versinken, denn „im Rauschen des Flusses, im Palast der Sprache klingt das Echo der Welt“. Und zu seinem 2022 ebenfalls bei Haymon erschienenen Lyrikband „Strand der Verse Lauf“ weiß erneut Katja Gasser die richtigen Worte: „Die Verteidigung des Menschlichen, die Rettung des Individuums vor den Zumutungen der Welt: in den Büchern von Ferdinand Schmatz findet sie statt.“

13. Dezember: Arnautović, Marwan, Kocmut

In „Erste Töchter“ (Hanser/Zsolnay, 2024) schreibt Ljuba Arnautović im dritten Teil ihrer Familiengeschichte über das Aufwachsen zweier Schwestern in unterschiedlichen Welten, durch Scheidung getrennt. Die eine in einfachen Verhältnissen bei der Mutter in Wien, die andere beim Vater und seiner neuen bürgerlichen Familie in München. Es ist die eigene Geschichte der 1954 in Kursk geborenen Autorin, die „in einer klaren, poetischen Sprache, ohne Sentimentalität“ (Ö1) von sich – und den Verwerfungen eines Jahrhunderts erzählt. ∗ Als „fesselnden Anti-Roman“ bezeichnet Sandra Krieger (ORF) Ana Marwans Buch „Verpuppt“ (Otto Müller Verlag, 2023, aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof). Der Kritiker Janko Ferk erkennt darin „das Psychogramm einer sensiblen Frau, die sich in ihre Welt zurückzieht, die sich mit und in ihrer Sprache »verpuppt«.“ Marwans Buch heißt im Original „Zabubljena“ (Ljubljana: 2021, Beletrina) und wurde 2022 mit dem Kritiško sito ausgezeichnet, als bestes Buch des Jahres 2021 in Slowenien. ∗ Ihre deutsch-slowenische Zweisprachigkeit prägt die Arbeit von Daniela Kocmut, in deren Gedichten es der Autorin, so der Verlag über „Freitauchen“ (Edition Keiper, 2022) „hauptsächlich um Vergangenes, Gegenwärtiges und eine pessimistisch-hoffnungsvolle Einstellung der Zukunft gegenüber“ geht, „die wir als ungewisse alle gemein haben – das eint, das vereint uns Menschen.“ Rückblicke, Momentaufnahmen, Repliken auf Texte, zweisprachige Experimente und Reflexionen zum Vorgang des Übersetzens, all das findet sich in Kocmuts Werk.

Fördergeberinnen


GAV (Grazer Autor*innen-Versammlung), Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlicher Dienst und Sport, Raiffeisenbank Eferding und Stadtgemeinde Eferding.

Kurzbiographien

Ljuba Arnautović
… geboren 1954 in Kursk (ehem. Sowjetunion). Lebt heute nach mehreren Ortswechseln in Wien. Nach einem Studium der Sozialpädagogik arbeitete sie als Übersetzerin, Tanzpädagogin, Radiomacherin und Autorin. Ihr erster Roman „Im Verborgenen“ war für den Österr. Buchpreis 2018/Debüt nominiert, 2021 folgte „Junischnee“, der Roman „Erste Töchter“ schließt die Trilogie ab (2024, Zsolnay).
www.ljubaarnautovic.at

 

Kaska Bryla
… geboren 1978, ist zwischen Wien und Warschau aufgewachsen. Sie studierte Volkswirtschaft in Wien und Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, wo sie 2015 die Literaturzeitschrift PS – Politisch Schreiben mitbegründete, in deren Redaktion sie bis heute ist. Theaterstücke 2023: „Im Herzen der Krähen“, „Im Osten nichts Neues oder Wer wem den Hintern auswischt“. Romane: „Roter Affe“ (2020), „Die Eistaucher“ (2022) Residenz Verlag. 2024 wurde sie von Brigitte Schwens-Harrant zu den Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt eingeladen.
www.kaskabryla.com

 

Laura Freudenthaler
… geboren 1984 in Salzburg, lebt in Wien. 2014 veröffentlichte sie mit „Der Schädel von Madeleine“ ihren Debüterzählband. Für den Roman „Die Königin schweigt“ (2017) erhielt sie den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis, er wurde überdies 2018 als bester deutschsprachiger Debütroman beim Festival du premier roman 2018 in Chambéry ausgezeichnet. Für „Geistergeschichte“ (2019), ihren zweiten Roman, erhielt sie den Literaturpreis der Europäischen Union und wurde für den Literaturpreis Alpha nominiert. Beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2020 gewann sie für den Text „Der heißeste Sommer“ den 3sat-Preis. 2021 wurde sie für ihr Werk mit dem manuskripte-Preis ausgezeichnet. Ihr 2023 veröffentlichtes Buch „Arson“, das auf Motiven von „Der heißeste Sommer“ basiert, wurde im Oktober 2023 von der Jury der ORF-Bestenliste auf Platz eins gewählt.
laurafreudenthaler.eu

Daniela Kocmut
… geboren 1980 in Maribor, wuchs ab 1991 in Kärnten auf. Lebt seit 1999 in Graz als literarische Übersetzerin und Dolmetscherin, Office Management bei den Lichtungen. Studium der Germanistik und Translationswissenschaft in Graz und Dublin. Zahlreiche literarische Übersetzungen aus dem Slowenischen (u. a. Drago Jančar, Maruša Krese, Miha Mazzini, usw.).
Daniela Kocmut auf Wikipedia

Ana Marwan
… geboren 1980 in Murska Sobota/SLO, aufgewachsen in Ljubljana. Studium der Vergleichenden Literaturwissenschaft in Ljubljana und der Romanistik in Wien. Lebt als freie Autorin in Wien und schreibt Kurzgeschichten, Romane und Gedichte auf Deutsch und Slowenisch. Seit 2023 Mitherausgeberin und alleinige Chefredakteurin der Literaturzeitschrift „Literatur und Kritik“. „Der Kreis des Weberknechts“ (2019) ist ihr Romandebüt. Ihr TDDL-Siegertext „Wechselkröte/Krota“ (Slow. Übers. von Amalija Maček) ist seit Oktober 2022 als zweisprachig (D/SLO) Ausgabe im Buchhandel erhältlich. Roman „Verpuppt“ (aus dem Slow. von Klaus Detlef Olof) (2023); das Original „Zabubljena“ (Ljubljana: Beletrina, 2021) wurde mit dem Kritiško sito 2022 für das beste Buch des Jahres 2021 in Slowenien ausgezeichnet.
Otto-Müller-Autorinnenseite: Ana Marwan

Birgit Müller-Wieland
… geboren 1962 in Schwanenstadt, OÖ. Aufgewachsen in Lenzing und Seewalchen am Attersee, ab 14 Jahren im Internat in Bad Aussee. Germanistik- und Psychologie-Studium in Salzburg. Arbeiten in der Kulturpolitik, als Journalistin, Vorstandsmitglied der Internationalen Peter-Weiss-Gesellschaft. Lebt seit 2007 in München. Schreibt Prosa, Lyrik, Essays, Libretti. Zuletzt erschienen die Romane „Flugschnee“, 2017 (nominiert für die Longlist des Deutschen Buchpreises), „Vom Lügen und vom Träumen“, 2021 und der Gedichtband „Im Blick der beschämten Bäume“, 2023, alle im Otto Müller Verlag Salzburg erschienen.
www.birgit-mueller-wieland.de

Stephan Roiss
… geboren 1983, lebt in Linz und unterwegs. Als Musiker ist er aktiv in Formationen wie „Äffchen & Craigs“, „Fang den Berg“, „MULM“ oder „Kassa 4“. Seine Hörspiele wurden u.a. im SWR, MDR und Deutschlandradio Kultur ausgestrahlt. Mit seinem ersten Roman „Triceratops“ war er 2020 für den Deutschen Buchpreis nominiert. Sein aktueller Roman „Lauter“ (Jung und Jung) stand auf der ORF-Bestenliste (Mai und Juni 2024).
www.stephanroiss.at

Ferdinand Schmatz
… 1953 geboren in Korneuburg, NÖ. Studium der Germanistik und Philosophie in Wien. Schreibt Gedichte, Prosa, Essays und Hörspiele, lebt in Wien. Von 2012 bis 2020 Leitung des Instituts für Sprachkunst an der Angewandten. Herausgeber des Nachlasses von Reinhard Priessnitz.
Mehrere Auszeichnungen, u.a. Christine-Lavant-Lyrik-Preis der Stadt Wolfsberg 1999; Österreichischer Staatspreis für Literatur 2001, Anton-Wildgans-Preis 2002; Heimrad-Bäcker-Preis 2006; H.C.-Artmann-Preis 2006; Ernst-Jandl-Preis 2009. Zahlreiche Bücher, viele davon bei Haymon, derunter „quellen“. Gedichte (2010).
Haymon-Verlag Autorenseite: Ferdinand Schmatz

Richard Wall
… geboren 1953. Schreibt Lyrik, Essays und erzählerische Prosa. „Artist in Residence“ im Heinrich Böll-Cottage auf Achill-Island 2014; Projektstipendium des Bundes 2016; Einladung zum internationalen Lyrikfestival „Meridian“ in Czernowitz 2020. 30 Buchveröffentlichungen, zuletzt: „Locker vom Hocker“, hundert achtzeilige Vierzeiler, mit Collagen des Autors, Bibliothek der Provinz, Weitra 2023; „In Bewegung. Annäherungen und Begegnungen“, Löcker Verlag, Wien 2023; eleftheria. „Haikus“, mit Zeichnungen des Autors, Edition Tandem, Salzburg 2023.
www.richardwall.at